Sicherung des Christophery-Gebäudes

Manuel Huff
FraktionAntrag

Das Gebäude der ehemaligen Fabrik Christophery in der südlichen Innenstadt soll gesichert werden. Dafür setzt sich DIE LINKE in einem gemeinsamen Antrag ein.

Das Gebäude der ehemaligen Fabrik Christophery in der südlichen Innenstadt soll gesichert werden. Dafür setzt sich DIE LINKE in einem gemeinsamen Antrag ein.


Das stadtbildprägende Gebäude sollte nach den bisherigen Plänen abgerissen werden. In einem gemeinsamen Antrag versuchen SPD, GRÜNE, UWG-Piraten und DIE LINKE nun, das Gebäude zu sichern, und mögliche andere Entwicklungsperspektiven auszuloten.

Manuel Huff (Fraktionsgeschäftsführer DIE LINKE.): "Ich bin sehr erfreut, dass wir auch in den anderen Fraktionen die Bereitschaft vorfinden, Stadtentwicklung nicht ausschließlich auf die Abrissbirne und Einfamilienhaussiedlungen auf der grünen Wiese zu reduzieren. Gerade im Zusammenspiel mit dem Gebäude Kissing und Möllmann auf der anderen Straßenseite haben wir hier eine besondere Kombination. Dies zu erhalten bedeutet, Iserlohner Identität zu wahren!"

 

Der komplette Antrag im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Schmitt,

wir beantragen hiermit den o.g. Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung aufzunehmen.

Dazu bitten wir über folgenden Antrag abstimmen zu lassen:

  • Die Verwaltung wird beauftragt, das Dach des Christophery-Gebäudes schnellstmöglich provisorisch abzudichten.

Begründung:

Das Christophery-Gebäude ist ein stadtbildprägendes Gebäude in der südlichen Innenstadt im Projektgebiet der Sozialen Stadt. Das aus Sicht der zeichnenden Fraktionen denkmalwürdige Objekt steht derzeit nicht unter Denkmalschutz, obwohl es dazu nach unseren Informationen von Seiten des Landesdenkmalamtes diverse Vorstöße gegeben hat.

2011 wurde das Gebäude sogar in das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler von Georg Dehio aufgenommen. Im Band „Nordrhein-Westfalen II – Westfalen“ heißt es auf Seite 506:

Obere Mühle 21-29, ehem. Westfälische Metallwarenfabrik Christophery: Massivbau, 1934 von Albert Brünninghaus. Bestimmend der Wechsel von Kunststein- bzw. Putz- und Fensterbändern mit Backsteinpfosten und Eisensprossen“

Mitglieder der unterzeichnenden Fraktionen konnten sich kürzlich bei Ortsterminen vom derzeitigen Zustand des Gebäudes überzeugen. Der vor einiger Zeit geschehene Teileinsturz des Daches wurde leider nur notdürftig abgesichert, so dass die Verkehrssicherungspflicht gegeben ist. Der Gebäudeschutz wurde dabei komplett vernachlässigt.

Mittlerweile stehen zur Altlastensanierung des Gebäudes Gelder vom Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) bereit. Außerdem wurde Iserlohn unter Anderem mit dem Bereich Christophery in den Flächenpool NRW aufgenommen. Dieser ist ein neues Instrument zur Mobilisierung von Brachflächen und Leerständen durch eine dialogorientierte Erarbeitung von Entwicklungsperspektiven. Die Pilotphase zur Einführung hat bewiesen, dass eine Stärkung der Innenentwicklung zugunsten von Wohnen und Gewerbe möglich ist. Die Aufnahme in den Flächenpool bedeute außerdem auch die mögliche Förderung von Reaktivierungsvorhaben durch das Land NRW. Der Übergang des Christophery-Gebäudes in das Eigentum der Stadt Iserlohn erfolgte laut unserem Kenntnisstand zu dem Preis eines „symbolischen Euros“.

Aus unserer Sicht bietet diese Kombination eine Möglichkeit, das Christophery-Gebäude zu erhalten, und einer neuen Nutzung zuzuführen.

Das Gebäude, eine Kombination aus zwei Epochen – der hintere Teil zum Lünkernhohl stammt wohl noch aus Zeiten des Kaiserreichs, stellt ein wichtiges Zeugnis der Iserlohner Stadtgeschichte und Industriekultur dar. Insbesondere die Kombination mit dem Gebäude Kissing & Möllmann aus dem Jahre 1865 auf der anderen Straßenseite zwingt geradezu zum Erhalt, da die Kombination beider Baustile ein wohl einmaliges Ensemble in der Region darstellt.

Die Stadt Iserlohn hat hier die Möglichkeit, idealerweise in Kooperation mit der IGW, eine Projektentwicklung „von unten“ zu initiieren: gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Künstlern oder Gewerbetreiben – fernab von jeglichen Großinvestoren.

Die Grundvoraussetzung für jedwede Form des Erhalts ist jedoch, einen weiteren Verfall zu vermeiden. Dazu muss kurzfristig eine provisorische Deckung des Daches erfolgen, die nach unserer Information mit ca. 35.000 € veranschlagt worden ist.

Dazu möchten wir auf den IKZ Artikel vom 24.04.2015 „Christophery: Das Rad noch mal zurückdrehen“ und eine Aussage des Architekten und Stadtplaners Prof. Oskar Spital-Frenking verweisen, der sich kürzlich vor Ort ein Bild von dem Gebäude gemacht hat, und einen Erhalt dringend angeraten hat:

„„Dieses Gebäude hier erzählt eine Geschichte, gerade auch im Zusammenspiel mit den anderen Industrie-Gebäuden und den Villen hier an der Oberen Mühle. Damit verbindet jeder etwas. Wenn sie das hier abreißen und Einfamilienhäuser bauen, dann fangen sie bei Null an. Dann tun sie so, als ob es Iserlohn nie gegeben hätte. Abgerissen ist so ein Gebäude schnell. Aber das macht man dann auch nur einmal.“

Die zeichnenden Fraktionen hoffen, dass sich alle Ratsmitglieder dem Erhalt der Iserlohner Identität verpflichtet sehen.